Hochzeitsbräuche und ihr Ursprung

Aug 19, 2021 | Redaktionen

Ohne Traditionen und Bräuche wären Hochzeitsfeiern vermutlich nur halb so schön. Somit möchten wir uns nun regelmäßig ihrer Bedeutung und ihrem Ursprung widmen.

In dieser Kategorie möchten wir uns fortan immer wieder den vielen Hochzeitsbräuchen widmen, die seit Generationen bis heute Einzug in die Hochzeitsfeiern nehmen. Vom Polterabend und Junggesellenabschied über Brautkleid, Brautschleier und Brautstrauß bis hin zum Autokorso und der Brautentführung könnte die Aufzählung immer so weiter gehen. Nun stellen wir uns also die Frage, was hinter diesen Bräuchen steckt. In einigen Fällen spielt Aberglaube eine große Rolle. So soll beispielsweise die Fängerin des Brautstraußes die nächste Braut werden, die Scherben beim Polterabend Glück bringen oder beim Anschneiden der Hochzeitstorte darüber entschieden werden, wer das Sagen in der Ehe haben wird. Wir wollen uns hier schon in der zweiten Auflage der Bedeutung und dem Ursprung von Hochzeitstraditionen widmen und klären nun die Hintergründe für die drei Bräuche Brautentführung, Schleiertanz und Polterabend auf. 

Der Brauch der Brautentführung ist hauptsächlich in Süddeutschland verbreitet. Gewöhnlich sind es die Trauzeugen oder gute Freunde des Brautpaares, die die Braut in einem unbeobachteten Moment während der Hochzeitsfeier entführen. Zusammen mit den jüngeren Hochzeitsgästen geht es dann in eine Kneipe im Ort, wo weitergefeiert wird. Sobald der Bräutigam die Entführung seiner Angetrauten bemerkt, muss er sich auf die Suche nach ihr begeben. Einige Vertraute, bei kleineren Feiern auch die gesamte Hochzeitsgesellschaft, begleiten ihn. Natürlich muss es einige Hinweise geben, ähnlich wie bei einer Schnitzeljagd, wo der Bräutigam seine Braut finden kann. Ist ihm das gelungen, muss er sie auslösen, indem er dem Wirt die Rechnung zahlt. So gewinnt er die Braut symbolisch aus den Händen der Entführer zurück. Neuerdings fällt die Begleichung der Zeche den Brautentführern zu, wenn der Brautstrauß versehentlich bei der Hochzeitsgesellschaft zurückgelassen wurde. In diesem Fall kauft der Bräutigam die Braut mit dem Brautstrauß frei. Unter Umständen muss er sich dabei noch zusätzlichen Aufgaben stellen, wie etwa der Braut drei Wünsche zu erfüllen. Danach geht es dann gemeinsam zurück zur eigentlichen Hochzeitsfeier. Mit diesem Brauch soll der Bräutigam daran erinnert werden, auch nach der Eheschließung auf seine Braut aufzupassen. Oft wird die Brautsuche auch schlichtweg als Liebesbeweis des Bräutigams verstanden, wobei die Zeitdauer bis zum Auffinden symbolisch proportional zur Liebe zu seiner Braut steht. 

 

Vom Schleiertanz gibt es tatsächlich verschiedene Varianten. In jedem Fall nimmt die Braut um Mitternacht ihren Schleier ab oder lässt ihn sich von der Schwieger- oder Brautmutter abnehmen. Die traditionelle Variante des Schleiertanzes ähnelt der Hochzeitstradition des Brautstraußwerfens. Hierbei tanzt das Brautpaar oder die Braut alleine auf der Tanzfläche und alle unverheirateten Frauen versuchen, den Schleier an sich zu nehmen und ein Stück des Schleiers abzureißen. Wer das größte Stück erwischt, soll gemäß dem Brauch die nächste Braut sein. Viel zu schade um den hübschen Schleier. In einer anderen Variante spannen beispielsweise die Trauzeugen den Brautschleier mit ausgestreckten Armen über dem Brautpaar aus, welches darunter zu tanzen beginnt. Gäste, welche sich anschließen und auch unter dem Schleier mit dem Brautpaar tanzen oder einfach nur einmal darunter hergehen möchten, werfen vorher etwas Geld in den Schleier. Oft sind es Münzen, es können aber auch Geldscheine sein – so kommt für das Brautpaar ein schönes Taschengeld für die Flitterwochen zusammen.

Scherben bringen Glück – ganz nach diesem Motto wird beim Polterabend altes Porzellan in Form von Tellern und Tassen zertrümmert, um das angehende Brautpaar vor bösen Geistern zu beschützen. Gläser oder Spiegel dürfen in keinem Fall zu Bruch gehen, das würde Unglück mit sich bringen. Der Polterabend gehört zu den ältesten Hochzeitsbräuchen und besteht schon seit dem späten Mittelalter. Ursprünglich geht er auf die Schutzrituale und Segensbräuche zurück. Ebenso existiert die Interpretation, dass das Zerbrechen von etwas Altem einen Übergangsritus darstellt und das Ende des alten Lebensabschnittes symbolisiert. Der beim Polterabend entstandene Scherbenhaufen wird vom Brautpaar gemeinschaftlich aufgefegt, um zu beweisen, dass sie auch in ihrem zukünftigen Leben gut zusammenarbeiten und Herausforderungen gemeinsam meistern werden. Gerne wird der Polterabend durch den Junggesellen- und Junggesellinnenabschied als Übergangsritus ergänzt. In der Regel findet der Polterabend am Vorabend zur Trauung statt. Das ist jedoch eine Tradition, die sehr viel Stress mit sich bringt. Mit einem Kater und wenigen Stunden Schlaf möchtet ihr sicherlich nicht zu eurer eigenen Hochzeit erscheinen. Deshalb bietet es sich an, den Polterabend ein paar Tage bis Wochen vor der Hochzeit zu feiern. Warnt in jedem Fall eure Nachbarn vor, dass es an diesem Abend bei euch etwas lauter zugehen kann. Am besten ladet ihr sie gleich mit ein, dann können sie sich auch nicht beschweren. Der Polterabend bietet sich gut dazu an, auch Gäste einzuladen, die nicht bei eurer Hochzeit dabei sein werden, aber trotzdem gerne mit euch feiern möchten, wie die Arbeitskollegen oder die Sportmannschaft. Solltet ihr eure Hochzeit im sehr kleinen Kreis feiern, macht es durchaus Sinn, den Polterabend vor der Hochzeit etwas größer zu planen.

Wenn auch ihr Hochzeitsbräuche in eure Hochzeitsfeier integriert, verlinkt uns doch auf euren Bildern auf Facebook oder Instagram und verwendet das Hashtag #MyLocalWeddingTradition, damit wir in den nächsten Ausgaben auch diesen Traditionen auf den Grund gehen können. 

Author: MÜ12 Verlag