Instagram oder Unplugged Wedding?

Okt 2, 2022 | Redaktionen

Lange fiebern wir diesem Moment entgegen: die eigene Hochzeit – der wichtigste und schönste Tag im Leben. Er ist es wert, besonders in Erinnerung behalten zu werden. Erinnerungen allein können mit der Zeit verblassen. Fotos können unsere Erinnerungen allerdings immer wieder auffrischen und lassen die damaligen Gefühle aufleben.

Im digitalen Zeitalter angekommen, sind wir inzwischen soweit, dass die Maxime gilt: „Ein Ereignis ohne Bilder ist so, als hätte es nie stattgefunden.“ Aus diesem Grund greifen Brautpaare auf unterschiedliche Möglichkeiten zurück, damit ihr Hochzeitstag nie wieder in Vergessenheit gerät. Einige Pärchen lassen sich sogar dazu hinreißen, den großen Tag als eine Reihe kuratierter Fotomotive zu sehen. Schon angefangen beim Antrag, über das Jawort und dem Auszug aus der Kirche bis hin zum obligatorischen Tortenanschnitt, wird alles bis ins letzte Detail mit der Kamera festgehalten. Mit dem perfekten Hochzeitsbild kann dann endlich die Bilder- galerie an der Wand vervollständigt werden. Neben dem Bild vom ersten Date hängt das vom Antrag, und der bisher leere Rahmen mit der kalligrafischen Aufschrift auf weißen Hinter- grund „Coming soon!“ kann nun auch mit einem Bild der Hochzeit gefüllt werden. Nicht zu vergessen das Hochladen und Teilen der Bilder auf Facebook und Instagram, um sein Glück der ganzen Welt zu präsentieren … In wenigen Jahren haben Instagram, Pinterest & Co. die Art und Weise, wie wir wichtige Momente unseres Lebens, genauso wie völlige Banalitäten, dokumentieren, grundlegend verändert. Ebenso, wie wir Ideen suchen und teilen. Da ist es nicht verwunderlich, dass das auch für die Planung eines der größten Momente im Leben – der Hochzeit – gilt. Vor allem für angehende Bräute können diese Plattformen großartige Inspirationsquellen sein. Kaum steckt der Verlobungsring am Finger, werden die bis dato geheim gehaltenen Pinterest-Hochzeits-Pinnwände rausgeholt und erweitert, was das Zeug hält.
Instagram ist ebenfalls randvoll mit wunderschönen Bildern zu Hashtags wie #wedding- photography, #bride und #wedding. Zum letztgenannten Hashtag sind es derzeit allein 236 Millionen Beiträge. Bräute werden dort regelrecht mit Vorschlägen zum Thema Hochzeit überflutet. Eine schöne Idee für die eigene Hochzeit ist es, einen individuellen Hashtag anzulegen, zum Beispiel versehen mit dem Namen des Brautpaares oder dem Hochzeitsdatum, den dann alle Gäste verwenden können, wenn sie Storys und Fotos auf Social Media hochladen. So werden alle Bilder aus den ganz unterschiedlichen Perspektiven der Gäste gesammelt und geteilt. Instagram hat auch die Herangehensweise, wie von Brautpaaren Kleider, Floristen, Caterer und Lokalitäten ausgewählt werden, revolutioniert. Besonders wichtig ist der Fotograf, der das Event erst „instawürdig“ macht. Viele bekannte Influencer wie Caro Karmann, Milena Karl oder Anika Teller haben erst vor Kurzem vielzählige Storys zu ihren Hochzeits- vorbereitungen und professionell geshootete Fotos und Videos ihrer Hochzeit gepostet und leben uns damit die perfekte Insta-Hochzeit vor. Sicherlich absolut empfehlenswert zur Inspiration. Aber bitte nicht nachstreben. Denn diese Personen verdienen nun mal ihr Geld mit genau diesen instaperfekten und inszenierten Bildern. Wichtiger ist es, diese besonderen Momente als Brautpaar zu genießen, statt dauerhaft für die Kamera zu performen.
„Hochzeitstrends auf Instagram kommen und gehen – ein Flügelschlag, und schon sind sie nur noch ein Klischee. Einmal falsch abgebogen, sieht der eigene Feed schnell aus wie eine endlose Parade aus Altholz, Artischockensträußen und dekonstruierten Blumenkronen – ganz zu schweigen von den vielen Marmeladengläsern. Das Streben nach Individualität kann schnell zur homogenen Falle werden.“ (Libby Banks, Vogue Online)

Die Hochzeitsgäste sind überall dabei und mittendrin. Und da das Smartphone mit integrierter Kamera sowieso unser ständiger Begleiter ist, können damit die wichtigsten Highlights auch von den Gästen festgehalten werden. Viele Brautpaare entscheiden sich aber inzwischen bewusst dagegen und legen ihrer Hochzeit das Motto Unplugged Wedding auf. Das kann bedeuten, dass die Gäste gebeten werden, ihr Smartphone während der Hochzeitsfeier gänzlich abzugeben oder dass zumindest Schilder darauf hinweisen, während der Trauung bitte nicht mit Handys zu fotografieren. Die Gäste können so die besonderen Augenblicke ganz bewusst wahrnehmen. Viel zu schade wäre es doch, wenn die Hochzeitszeremonie, die emotionalen Blicke des Brautpaars und das Jawort nur durch den Bildschirm des Smartphones gesehen werden. Schließlich buchen die meisten Hochzeitspaare extra professionelle Fotografen für die Begleitung der Feierlichkeit und die obligatorischen Gruppenfotos. Diese können im Nachhinein via USB-Stick oder Dropbox-Link vom Brautpaar mit allen Gästen geteilt werden. So muss bei niemanden die Sorge aufkommen, dass die schönsten Momente unfotografiert bleiben. Unplugged Weddings haben zudem den Vorteil, dass dem Fotografen niemand bei seiner Arbeit im Weg steht und auf seinen Bildern die Gesichter der Gäste alle zu erkennen sind, statt angestrengt mit einer Kamera verdeckt zu sein. Und wenn die Gäste am Ende des Tages von selbst zugeben müssen, dass sie gar keine Fotos gemacht haben, ist das wohl das größte Kompliment für das Brautpaar und die Feier. Das kann nur ein Zeichen dafür sein, dass sie sich so sehr amüsiert haben, dass gar keine Zeit blieb, das Smartphone aus der Tasche zu holen.

Neben dem professionellen Hochzeitsfotografen gibt es viele weitere tolle Ideen, die dafür sorgen, dass die Smartphones guten Gewissens in der Tasche gelassen werden können. Angefangen bei Polaroid-Kameras, die unter den Gästen verteilt werden. Hier muss allerdings jeder Schuss sitzen. Ein und dasselbe Motiv hundert Mal ablichten, bis das perfekte Bild dabei herauskommt und es zur Not noch nachbearbeiten oder einen Filter darüberlegen, geht hier nicht. Genauso greifen auch spezialisierte Hochzeitsfotografen wieder auf analoge Hochzeitsportraits zurück, die ganz wie früher auf Film geschossen und dann entwickelt werden müssen. Darüber hinaus kommen häufig Fotoboxen zum Einsatz, in denen die Gäste selbst aktiv werden und lustige Bilder schießen können. Eine Neuheit stellt in diesem Bereich die sogenannte „Video Booth“ dar, mit der die Feiernden sogar Videobotschaften hinterlassen können, quasi als digitales Gästebuch.

Die verschiedenen Clips werden dann im Anschluss für das Brautpaar zu einem Video zusammengeschnitten. Mit einigen Fotoboxen können zudem Videos in Slow-Motion oder 360° aufgenommen werden, die oftmals sehr lustige Ergebnisse hervorbringen. Andere Fotostationen sind gar nicht mehr als Fotobox zu erkennen, da sie zum Beispiel als üblicher Spiegel getarnt sind und sich schmückend in die Hochzeitsdekoration eingliedern. Als perfekter Fotohintergrund darf die Fotobooth auf keiner Hochzeit mehr fehlen. Das kann zum Beispiel eine Wand voller Blumen oder Ballons sein, XXL Love Buchstaben oder Neonsigns oder in Zeiten von Instagram gerne auch eine Schaukel, mit der sich der besondere Boomerang aufnehmen lässt.

Das Nonplusultra ist ein Videograf, der die schönsten Momente sogar im Bewegtbild festhält. Der Einsatz einer Drohne lässt Aufnahmen aus luftiger Höhe zu, wie zum Beispiel vom Sektempfang oder beim gemeinsamen Steigenlassen von Luftballons. Anschließend kann das Aftermovie auf die eigene Hochzeitshomepage gestellt und dort für alle Gäste zugänglich gemacht werden. Eine perfekte Lösung für alle Brautpaare, deren Einladungskarte sowieso schon zu klein für alle wichtigen Informationen geworden ist und eine tolle Plattform, um Erinnerungen zu teilen. Ein kleines Fazit zu der Frage Instagram oder Unplugged Wedding: Solltet ihr euch bei der Hochzeitsplanung einmal dabei ertappen, dass ihr euch fragt, ob zum Beispiel die Location, die Dekoration oder das Hochzeitsmenü letztendlich auf den Bildern für Instagram gut genug aussehen wird, dann zieht bei euch selbst ganz schnell die Reißleihne und entscheidet wieder mehr nach eurem Herzen und für das, was euch persönlich am besten gefällt. Alles andere würde nur aufgesetzt wirken, auch auf den Bildern. Und schließlich ist die Planung ohne zusätzlichen Druck von Instagram und der dortigen Like-Kultur sowieso schon anstrengend genug. Egal, ob ihr eher der Typ Insta-Wedding samt Boomerang-Schaukel oder mehr der Typ Unplugged-Wedding seid, es gibt inzwischen unzählige Möglichkeiten, wie ihr eure Hochzeit fotografisch begleiten lassen könnt und sie somit unvergesslich macht. Zudem habt ihr mit einem After-Wedding- Shooting die Gelegenheit, euren Hochzeitstag noch einmal aufleben zu lassen, ins Hochzeits-Outfit zu schlüpfen und vor beeindruckender Kulisse entspannt zu posieren, ohne wartende Gäste im Rücken.

Hier eine Liste der Momente während einer Hochzeit, die es wert sein können, fotografisch festgehalten zu werden. Aber entscheidet selbst:

Vor der Hochzeit:

Styling von Braut und Bräutigam   und ihrer Brautjungfern und Trauzeugen (Tipp: eigene Betrachtung im Spiegel ist ein tolles Motiv)
Detailaufnahmen der Outfits, z.B. Brautkleid an einem Bügel hängend, Brautschuhe, Schmuck, Brautstrauß, Eheringe, Parfum, Manschettenknöpfe, Anstecker etc.
Mutter macht das Brautkleid zu und hilft bei den letzten Details, ebenso   Bräutigam mit Vater oder Trauzeuge   bei den letzten Vorbereitungen
Erste Reaktionen der Brautjungfern auf die Braut im Kleid
Erste Gruppenbilder mit Eltern,   Geschwistern und Trauzeugen
Braut und Bräutigam machen sich auf den Weg zur Zeremonie 

Während der Zeremonie:

Kirche/Standesamt vor dem Eintreffen der Gäste
Einzug Bräutigam / Detailaufnahme des wartenden Bräutigams
Braut kurz vor ihrem Einzug und wie sie dann den Gang entlangschreitet
Der Moment, wenn sich die beiden zum ersten Mal sehen   (Dieser Moment kann auch ganz intim   schon vor der Trauung als First Look stattfinden)
Übergabe der Tochter vom Vater   an den Bräutigam 
Braut und Bräutigam vor dem Altar während der Zeremonie aus   verschiedenen Perspektiven
Detailaufnahme Anstecken der Ringe
Der erste Kuss
Der gemeinsame Auszug aus der   Kirche / Standesamt 
Gratulationen der Gäste

Die klassischen Gruppenfotos:

Braut und Bräutigam 
Brautpaar mit engen Familien- mitgliedern und mit beiden Familien
Brautpaar mit ihren Brautjungfern und Trauzeugen, ggf. auch mit Blumen- kindern
Brautpaar mit allen Hochzeitsgästen
Hochzeitsauto oder -kutsche 

Während der Hochzeitsfeier:

(Detail-)Aufnahmen der Hochzeits- location vor Ankunft der Gäste
Ankunft der Gäste und des   Brautpaares
Eintragen in das Gästebuch 
Ehepaar spricht mit seinen Gästen und nimmt Geschenke entgegen 
Hochzeitstorte und -menü   (Anschnitt der Hochzeitstorte) 
Hochzeitstanz 
Brautstraußwurf 
Stimmung und Programmpunkte   während der Feier (wie z.B. tanzende   Gäste, Musiker, Ansprachen, Spiele,   Feuerwerk)

Author: MÜ12 Verlag