Unplugged Wedding

Mrz 10, 2020 | Redaktionen

Lange fiebern wir diesem Moment entgegen: die eigene Hochzeit – einer der wichtigsten und schönsten Momente im Leben. Dieser Moment ist es wert, besonders in Erinnerung behalten zu werden. Erinnerungen allein können mit der Zeit allerdings verblassen. Fotos dagegen können jedes Gedächtnis immer wieder auffrischen und lassen die damaligen Gefühle aufleben.

 

Sehr romantisch ist doch die Vorstellung in einigen Jahren dem Nachwuchs nicht nur von der Hochzeit erzählen zu können, sondern sich gemeinsam die Bilder anzusehen, wie verliebt die Eltern sich den Bund fürs Leben geschworen haben. Und schließlich gibt es inzwischen dutzend Möglichkeiten, um die Feier fotografisch begleiten zu lassen. Im digitalen Zeitalter angekommen, sind wir inzwischen soweit, dass die Maxime gilt: „Keine Fotos zu haben, ist so, als hätte es nie stattgefunden.“ Aus diesem Grund greifen verliebte Paare auf unterschiedliche Möglichkeiten zurück, damit dieser Tag nie wieder in Vergessenheit gerät. Einige Pärchen lassen sich sogar dazu hinreißen, den großen Tag als eine Reihe kuratierter Fotomotive zu sehen. Schon angefangen beim Antrag, über das Jawort und dem Auszug aus der Kirche bis hin zum obligatorischen Kuchenanschneiden, wird alles bis ins letzte Detail mit der Kamera festgehalten. Mit den Fotos kann dann endlich die Bildergalerie an der Wand vervollständigt werden. Neben dem Bild vom ersten Date, hängt das vom Antrag und der bisher leere Rahmen mit der kaligrafischen Aufschrift auf weißen Hintergrund „Coming Soon!“ kann nun auch mit einem Bild der Hochzeit gefüllt werden. Nicht zu vergessen das Hochladen und Teilen der Bilder auf Facebook und Instagram, um sein Glück der ganzen Welt zu präsentieren…

In wenigen Jahren haben Instagram, Pinterest und Co. die Art und Weise, wie wir wichtige Momente unseres Lebens, genauso wie völlige Banalitäten, dokumentieren grundlegend verändert. Ebenso wie wir Ideen suchen und teilen. Da ist es nicht verwunderlich, dass das auch für die Planung eines der größten Momente im Leben – der Hochzeit – gilt. Vor allem für angehende Bräute können diese Plattformen großartige Inspirationsquellen sein. Kaum steckt der Verlobungsring am Finger, werden die bis dato geheim gehaltenen Pinterest-Hochzeits-Pinnwände rausgeholt und erweitert, was das Zeug hält. Instagram ist ebenfalls randvoll mit wunderschönen Bildern zu Hashtags wie #weddingphotography, #bride und #wedding. Zum letztgenannten Hashtag sind es derzeit allein 167.916.876 Beiträge. Bräute werden dort regelrecht mit Vorschlägen zum Thema Hochzeit überflutet. Eine schöne Idee für seine eigene Hochzeit ist es, einen individuellen Hashtag anzulegen, zum Beispiel versehen mit dem Namen des Brautpaares, den dann alle Gäste verwenden können, wenn sie Storys und Fotos auf Social Media hochladen. So werden alle Bilder aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gesammelt und alle Gäste können sich so untereinander mit Fotos austauschen. Instagram hat auch die Herangehensweise, wie von Brautpaaren Kleider, Floristen, Caterer und Lokalitäten ausgewählt werden, revolutioniert. Besonders wichtig ist der Fotograf, der das Event erst „instawürdig“ macht. Viele bekannte Influencer wie Carmushka, Novalanalove oder Lizkaeber machen die perfekte Insta-Hochzeit vor und posten vielzählige Storys zu der Hochzeitsvorbereitung und professionell entstandene Fotos ihrer Hochzeitsfeier. Absolut empfehlenswert zur Inspiration. Aber bitte nicht nachstreben. Denn diese Personen verdienen nun mal ihr Geld mit genau diesen instaperfekten und inszenierten Bildern und bereuen es sicherlich in dem ein oder anderem Moment, diesen nicht einfach mal genossen zu haben.

Hochzeitstrends auf Instagram kommen und gehen – ein Flügelschlag und schon sind sie nur noch ein Klischee. Einmal falsch abgebogen, sieht der eigene Feed schnell aus wie eine endlose Parade aus Altholz, Artischockensträußen und dekonstruierten Blumenkronen – ganz zu schweigen von den vielen Marmeladengläsern. Das Streben nach Individualität kann schnell zur homogenen Falle werden.“ (Zitat Libby Banks, Vogue Online)

Die Hochzeitsgäste sind überall dabei und mittendrin. Und da das Smartphone mit integrierter Kamera sowieso unser ständiger Begleiter ist, können damit die wichtigsten Highlights auch von den Gästen festgehalten werden. Viele Brautpaare entscheiden sich aber inzwischen bewusst für das Motto Unplugged Wedding. Das kann bedeuten, dass die Gäste gebeten werden, ihr Smartphone vor der Trauung abzugeben oder dass zumindest Hinweisschilder aufgestellt sind, dass während der Trauung bitte nicht fotografiert werden soll. Die Gäste können so die intimen Augenblicke ganz bewusst wahrnehmen und das Brautpaar dann später die schönsten Bilder des Fotografen auf einem Stick oder in einer Dropbox mit ihnen teilen. Denn die Hochzeitszeremonie, die emotionalen Blicke des Brautpaars und das Ja-Wort nur durch den Bildschirm des Smartphones zu sehen ist doch viel zu schade. So steht dem Fotografen auch niemand bei seiner Arbeit im Weg und auf seinen Bildern sind die Gesichter der Gäste alle zu erkennen, statt angestrengt mit einer Kamera verdeckt zu sein. Und wenn die Gäste am Ende des Tages von selbst zugeben müssen, dass sie gar keine Fotos gemacht haben, ist das wohl das größte Kompliment für das Brautpaar und die Feier. Denn dabei kann es sich nur um ein Zeichen handeln, dass sie sich so sehr amüsiert haben, dass gar keine Zeit blieb, das Smartphone aus der Tasche zu holen.

Und schließlich buchen die meisten Hochzeitspaare extra professionelle Fotografen für die Begleitung der Feierlichkeit und die obligatorischen Gruppenfotos. Ein besonderer Trend in der professionellen Hochzeitsfotografie sind derzeit Bilder von Brautpaaren vor eindrucksvoller Naturkulisse. Dies ist meistens erst nachträglich möglich, aber so findet sich auch die Zeit, sich dort vor besonderer Kulisse beispielsweise von Bergen oder Meer als sogenanntes Elopement noch einmal ganz unter sich das Eheversprechen vorzulesen. Durch Fotostrecken von Hochzeitskleidern in Hochglanz-Magazinen oder auch die vielen Brautkleider-Designer mit eigenem Instagram-Account und wunderschönem Feed, möchten auch immer mehr Bräute ihre Kleider mit modischen Aspekten wie auffälligen Frisuren, Schmuck oder High-Heels spielerisch vor der Kamera in Szene setzen. Ganz im Gegensatz zu diesem Fashion Trend ist zudem weiterhin Trash the Dress ein Thema. Ein Trend aus den USA, sein Kleid möglichst effektvoll zu ruinieren. Hier der Hinweis: bitte erst nach der Hochzeit machen. Denn bei einem Fotoshooting dieser Art ist der Einsatz von Farbpulver, über das Springen ins Wasser samt Weddingdress bis hin zum Verbrennen des teuren Kleides alles möglich.

Brautpaare engagieren neben einem Fotografen immer häufiger auch einen Videografen zur Erstellung eines Hochzeitsvideos. Hier kommt dann gerne mal eine Drohne zum Einsatz für Aufnahmen aus luftiger Höhe, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Steigenlassen von Luftballons. Unter den Gästen können zusätzlich klassische Polaroid- Kameras verteilt werden, mit denen sie sich die Zeit vertreiben können. Hier muss der Schuss sitzen, ein und dasselbe Motiv hundert Mal ablichten, bis das perfekte Bild dabei rumkommt und es zur Not noch nachbearbeiten oder einen Filter drüberlegen, ist hier nicht möglich. Genauso greifen auch wieder spezialisierte Hochzeitsfotografen auf analoge Hochzeitsportraits zurück, die ganz wie früher auf Film

geschossen und dann entwickelt werden müssen. Alternativ zur Polaroid-Kamera für die Gäste werden häufig Fotoboxen aufgestellt, in denen die Gäste selbst aktiv werden und lustige Bilder schießen können. Eine Neuheit stellt in diesem Bereich der sogenannte „Video Booth“ dar, mit dem die Feiernden sogar Videobotschaften hinterlassen können, quasi als digitales Gästebuch. Die verschiedenen Botschaften können im Anschluss alle zu einem Video zusammengeschnitten werden, welches als Aftermovie auf die eigene Hochzeitshomepage gestellt wird und dort für alle Gäste zugänglich ist. Denn sollte die Einladungskarte mal zu klein für alle wichtigen Informationen sein, so kann via QR-Code auf eine eigene Hochzeitshomepage ausgewichen werden. Den Vorstellungen zur Hochzeitsfeier sind bei den aktuellen Trends damit keine Grenzen mehr gesetzt. Mit einigen Fotoboxen können zudem Videos in Slo-Mo-Geschwindigkeit oder 360° aufgenommen werden, die oftmals sehr lustige Ergebnisse hervorbringen. Andere Fotostationen sind gar nicht mehr als Fotobox zu erkennen, da sie als üblicher Spiegel getarnt sind und sich schmückend in die Hochzeitsdekoration eingliedern. Auch der Fotobooth als perfekter Hintergrund darf auf keiner Hochzeit mehr fehlen. Das kann zum Beispiel eine Wand voller Blumen oder Ballons sein, oder in Zeiten von Instagram gerne auch eine Schaukel, mit der sich der besondere Boomerang aufnehmen lässt.

Fazit: Solltet ihr euch bei der Hochzeitsplanung mal dabei ertappen, dass ihr euch fragt, ob zum Beispiel die Location, die Dekoration oder das Hochzeitsmenü letztendlich auf den Bildern für Instagram gut genug aussehen wird, dann zieht bei euch selbst ganz schnell die Reißleihne und entscheidet wieder mehr nach eurem Herzen und für das, was euch persönlich am besten gefällt. So habt ihr hoffentlich auch euren Partner ausgesucht. Alles andere würde nur aufgesetzt wirken, auch auf den Bildern. Und schließlich ist die Planung auch ohne zusätzlichen Druck von Instagram und der dortigen Like-Kultur anstrengend genug. Egal, ob ihr eher der Typ Insta-Wedding samt Boomerang-Schaukel oder Unplugged-Wedding seid, es gibt inzwischen unzählige Möglichkeiten, wie ihr eure Hochzeit fotografisch begleiten lassen könnt und sie somit unvergesslich macht.

 

Hier eine Liste der Momente während einer Hochzeit, die es wert sein können, fotografisch festgehalten zu werden. Aber entscheidet selbst:

Vor der Hochzeit:

  • Styling von Braut und Bräutigam und ihrer Brautjungfern und Trauzeugen (Tipp: Eigene Betrachtung im Spiegel ist ein tolles Motiv)
  • Detailaufnahmen der Outfits, z.B. Brautkleid an einem Bügel hängend, Brautschuhe, Schmuck, Brautstrauß, Eheringe
  • Mutter macht das Brautkleid zu und hilft bei den letzten Details
  • Erste Reaktionen der Brautjungfern auf die Braut im Kleid
  • Erste Gruppenbilder mit Eltern, Geschwistern und Trauzeugen
  • Braut und Bräutigam machen sich auf den Weg zur Zeremonie

Während der Zeremonie:

  • Kirche/Standesamt vor Eintreffen der Gäste
  • Einzug Bräutigam / Detailaufnahme des wartenden Bräutigams
  • Braut, kurz vor ihrem Einzug und wie sie dann den Gang entlang schreitet
  • Der Moment, wenn sich die beiden zum ersten Mal sehen
  • Übergabe des Vaters von seiner Tochter an den Bräutigam
  • Braut und Bräutigam vor dem Alter während der Zeremonie aus verschiedenen Perspektiven
  • Detailaufnahme Anstecken der Ringe
  • Der erste Kuss
  • Der gemeinsame Auszug aus der Kirche / Standesamt
  • Gratulationen der Gäste

Die klassischen Gruppenfotos

  • Braut und Bräutigam
  • Braut / Bräutigam jeweils mit Mutter und Vater
  • Ehepaar mit engen Familienmitgliedern und mit beiden Familien
  • Ehepaar mit ihren Brautjungfern und Trauzeugen, ggf. auch mit Blumenkindern
  • Ehepaar mit allen Hochzeitsgästen
  • Hochzeitsauto oder -kutsche

Während der Hochzeitsfeier

  • (Detail-)Aufnahmen der Hochzeitslocation vor Ankunft der Gäste
  • Ankunft der Gäste und des Brautpaares
  • Eintragen in das Gästebuch
  • Ehepaar spricht mit seinen Gästen und nimmt Geschenke entgegen
  • Hochzeitstorte und -menü
  • Hochzeitstanz
  • Brautstraußwerfen
  • Stimmung und besondere Programmpunkte während der Feier einfangen (tanzende Gäste, Musiker, Ansprachen, Spiele, Feuerwerk)
  • Anschnitt der Hochzeitstorte